soziales, nutzung

Ziele: Sozialräumliche Gliederung von Bebauungsstruktur und Freiraum, durch Nutzungsmischung städtebauliche Qualität für alle beteiligten Gruppen, verkehrsarme Siedlungsstrukturen, Energieeinsparung durch Austausch zwischen Nutzungseinheiten und rationelle Energieerzeugung.

Bereiche und Maßnahmen:
>>
Gesellschaft
>>
Sozialräumliche Qualitäten
>>
Nutzungsmischung
>>
Kriterien für Nutzungsmischung
>>
Räumliche Mischungstypen
>>
Mischungsverhältnisse
>>
Funktionale Struktur auf Gewerbegrundstücken
>>
Potential für Nutzungsmischung
>>
Qualitäten der Nutzungsmischung
>>
Umsetzungsmöglichkeiten
>>
Beispiele
>>
Links zu weiteren Informationen
>>
Quellen und Literaturangaben
   

   
         
    Bereiche und Maßnahmen    
         
    Gesellschaft    
         
    Wachsende Individualisierung der Gesellschaft, ablesbar in Entwicklung der Haushaltsstruktur
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Wachsende Ausdifferenzierung von Lebensstilen und Ansprüchen, ablesbar z.B. in der Zunahme der spezifischen Wohnfläche, der Wahl der Wohnstandorte oder der Beliebigkeit von Teilnahme- und Mobilitätsmöglichkeiten (Stichwort Freizeitverkehr)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Zunehmende Fern- und Geschwindigkeitsorientierung der Gesellschaft und hohe Wertschätzung der kurzfristigen räumlichen Mobilität
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Zunehmende Vereinsamung der Menschen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Aufteilung der Gesellschaft in Teilnehmer am dynamischen Arbeitsmarkt und solchen, die außen vor bleiben    
         
    Sozialräumliche Qualitäten    
         
  Überschaubare Einheiten, Nachbarschaftsbildung:
Quartier, "Block", Gebäude, Wohnung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
  Schaffung von kulturellen Bezugspunkten:
Identitätsbildung im Stadtteil
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
  Schaffung hoher sozialer Dichte (Menge und Qualität der möglichen Sozialkontakte pro Siedlungseinheit)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
  Sozialräumliche Freiraumgliederung:
Straße als Aufenthaltsort, Platzsituationen, offene Grünräume
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
  Vielfältiges Angebot an Bebauungsstrukturen und unterschiedlichen städtebaulichen Modellen mit verschiedenen Haus- und damit Wohnungstypen , die differenzierte Raum- und Wohnbedürfnisse befriedigen können.

>> Außerdem Auswirkung auf: Fuß- und Radverkehr, ÖPNV-Konzept, Autofreie Gebiete, Erholung, Sozialräumliche Gliederung, Stadtstruktur

   
         
    Nutzungsmischung    
         
    Kriterien für Nutzungsmischung

Körnung, d. h. Größe und Lage der Mischungs-Einheiten, wobei die Grenze der Nutzungsmischung nach Wiegand bei 300m x 300m (knapp 10ha) liegt
Strukturunterschiede (z.B. was für Wohnen?)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

   
    Ziele:
Angebot verschiedener Formen der Nutzungsmischung, möglichst feinkörnig vermischte Strukturen, Erhalt bestehender Funktionsmischung, nachträgliche Nutzungsanreicherung in bisher monofunktional strukturierten Gebieten
   
         
    Räumliche Mischungstypen    
         
  Feinkörnige Mischungen (engere Nutzungsmischung)

A Geschoßmischung (Wohn- und Arbeitsflächen auf gleichem Stockwerk gemischt)

B Gebäudemischung (Wohnen und Arbeiten auf verschiedenen Geschossen, jedoch im gleichen Gebäude)

C Nachbarschaftsmischung (Wohnen und Arbeiten in unmittelbar nebeneinanderliegenden Gebäuden)

   
  Grobkörnige Nutzungsmischung (weitere Nutzungsmischung)

D Quartiersmischung (Kleine Wohngebiete und Arbeitsgebiete wechseln einander ab)

E Ortsteil-Mischung: (Mittelgroße Wohn- und Arbeitsgebiete von bis zu 10ha wechseln einander ab)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

   
    Meistens geht es um die Überlagerung verschiedener Mischungstypen.

>> Außerdem Auswirkung auf: Wärmeversorgung Wohnen, Wärmeversorgung Arbeiten, Orientierung Arbeiten, Fuß- und Radverkehr, ÖPNV-Konzept, Parkraumkonzept, Abwasserkonzept, Abfall, Luftqualität, Lärmschutz, Städtische Belüftung, Elektrosmog

   
         
    Mischungsverhältnisse

Schwellenwerte als Anteile an Geschoßflächen für Nutzungsmischung:
Wohnen Mindestanteil 30%, Maximaler Anteil 80%
Arbeiten Mindestanteil 20%, Maximaler Anteil 70%

>> Außerdem Auswirkung auf: ÖPNV-Konzept, MIV-Konzept, Parkraumkonzept, Car-Sharing, Stadtfelder

   
    Funktionale Struktur auf Gewerbegrundstücken

Fertigungs-, Reparatur- und Werkstattflächen, Verkaufs- und Ausstellungsflächen, Lagerflächen, Büro- und Verwaltungsflächen, Labor- oder Testflächen sowie Wohnflächen
Sieben Nutzungstypen lassen sich unterscheiden: Technologiegeprägte Nutzung, Fertigungsgeprägte Nutzung II, Handelsgeprägte Nutzung, Fertigungsgeprägte Nutzung I, Logistik- und Verkehrsnutzung, Bürogeprägte Nutzung, Handwerksgeprägte Nutzung
Beispiele:
Fertigungsgeprägte Nutzung II: Fertigung 25%, Wohnen 6%, Labor 2%, Büro 19%, Lager 16%, Verkauf 12%
Handwerksgeprägte Nutzung: Fertigung 25%, Wohnen 55%, Labor 0%, Büro 14%, Lager 2%, Verkauf 4%

   
         
    Potential für Nutzungsmischung

Neue Kompatibilität von Nutzungen durch wirtschaftlichen Strukturwandel:
Zunehmende Bedeutung emissionsarmer Dienstleistungen, zunehmend geringere durchschnittliche Betriebsgröße, technischer Fortschritt mit der Folge geringerer Emissionen.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

   
    Als Potential für gemischt genutzte Standorte können die differenzierten Nutzungsformen (Technologie, Fertigung II, bürogeprägte Nutzung) neben den klassischen mischfähigen Betriebsformen (Handwerk, Handel) gelten.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Etwa ein Drittel bis zur Hälfte der standortsuchenden Unternehmen können als potentielle Nachfrager von gemischt genutzten Standorten angesehen werden.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Weiteres Kriterium für die Kompatibilität ist die Größe der Betriebe bezüglich der Fläche und der Beschäftigten, auch bezogen auf das Verkehrsaufkommen.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
   
    Insgesamt wird deutlich, daß Unternehmen, die ein hohes Forschungs- und Entwicklungsniveau, hochwertige Produkte, qualifizierte Arbeitskräfte usw. aufweisen, eine starke Affinität zu den Merkmalen Umfeld, Nachbarschaft usw. haben. Dies sind Merkmale, die einen gemischt genutzten Standort beschreiben können.

>> Außerdem Auswirkung auf: Wärmeversorgung Wohnen, Wärmeversorgung Arbeiten, Autofreie Gebiete, Lärmschutz, Lokale Belüftung

   
         
    Qualitäten Nutzungsmischung    
         
    Mögliche positive Qualitäten der Nutzungsmischung

Eindämmung des Berufs-, Versorgungs- und Freizeitverkehrs (bereits bei Ortsteilmischungen erreichbar);
Erleichterte Gewinnung von Arbeitskräften (insbesondere für Klein- und Mittelbetriebe, bereits bei Ortsteilmischungen erreichbar);
Bessere Versorung mit Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen (bereits bei Ortsteilmischungen erreichbar, besser jedoch bei feiner Nutzungs-Körnung);
Günstige Nutzung von Grundstücken und Gebäuden (höhere Rendite-Chancen für Investoren, positv für die Allgemeinheit durch haushälterischen Umgang mit dem Boden, bedingt feinkörnige Mischung);
Gute Grundbedingungen für komplexe, unverwechselbare Umwelt (für Bewohner und dort Arbeitende, bedingt feinkörnige Mischung);
Bessere Grundbedingungen für einzelne soziale Gruppen (insbesondere für Frauen, Kinder, Jugendliche und Ältere, z.B. Chancen naher Arbeitsmöglichkeiten)

>> Außerdem Auswirkung auf: Erholung, Stadtfelder

   
         
    Mögliche negative Qualitäten der Nutzungsmischung

Beeinträchtigtes Image von Wohn- und Arbeitsgebieten (für die Wohnbevölkerung, aber auch für tertiäre Betriebe durch sekundäre Betriebe, bereits bei Ortteilmischung, stärker noch bei feinkörniger Mischung, vor allem für die Wohnbevölkerung, aber auch für tertiäre Betriebe, teilweise bereits bei Ortsteil-Mischungen);
Gefahr der Störungen durch Lärm, Luft, Lastwagenverkehr, etc. (primär Investoren betroffen, evtl. aber auch Mieter, nur bei feinkörniger Mischung);
Komplexe und dadurch teure Bauanlagen (nur bei feinkörniger Mischung);
Begrenzte Möglichkeiten für eine wunschgerechte Wohnanlage (z.B. private Gartenanlagen)

>> Außerdem Auswirkung auf: Erholung, Stadtfelder

   
         
    Umsetzungsmöglichkeiten

Vorab ist Analyse notwendig zum Entwickeln eines differenzierten Bildes der bestehenden positiven Qualitäten und der Qualitätsdefizite.
Der gestalterisch funktionale Entwurf der Stadtplanung kann in diesem Kontext nur eine notwendige, keine hinreichende Begründung für eine Funktionsmischung sein.
Hilfreich ist die Auffassung der Funktionsmischung als neues Produkt, das es zu vermarkten gilt.
Rechtliche Möglichkeiten, gemischte Nutzungsstrukturen zu vereinbaren, ergeben sich im Bereich der konsensualen Verwaltungsinstrumente wie dem städtebaulichen Vertrag und dem Durchführungsvertrag zum Vorhaben- und Erschließungsplan.

   
         
    Beispiele

Nutzungsmischung: Tübingen Südstadt- Französisches Viertel, Gabriele Steffen, Bürgermeisterin der Stadt Tübingen

   
         
    Links zu weiteren Informationen

Wohnmodelle, Schnittstellen zwischen Stadtentwicklung und Sozialplanung: Philip Potter, Klaus Novy Institut
Forschungsprojekte zu verschiedenen Bereichen der Stadtplanung, auch Nutzungsmischung:
DIFU - Deutsches Institut für Urbanistik
Werkstattbericht zum ExWoSt-Forschungsfeld Nutzungsmischung im Städtebau:
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen im BauNetz
Beratung, Forschung zum Thema Wohnen:
Österreichischer Wohnbund
Forschung zum Thema Wohnen und Städtebau:
Institut für Wohnen und Umwelt, Darmstadt

   
         
    Quellen und Literaturangaben
  • Bonny, Hanns Werner: "Funktionsmischung - zur Integration der Funktionen Wohnen und Arbeiten" in: Becker, H.; Jessen, J.; Sander, R. (Hrsg.): Ohne Leitbild? - Städtebau in Deutschland und Europa, Krämer 1998
  • ExWoSt-Informationen zum Forschungsfeld Nutzungsmischung im Städtebau, Hefte 19.3, 19.4, 19.5, Selbstverlag und Vertrieb Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung Bonn
  • Gestring, Norbert (Hrsg.): Ökologie und urbane Lebensweise, Vieweg 1997
  • Jessen, Johann; Roos, Horst J.; Vogt, Walter: Stadt- Mobilität-Logistik - Perspektiven, Konzepte, Modelle, Birkhäuser 1997
  • Scharmer, Eckart: "Funktionsmischung - Planungsrechtliche Durchsetzbarkeit und Möglichkeiten vertraglicher Vereinbarungen" in: Becker, H.; Jessen, J.; Sander, R. (Hrsg.): Ohne Leitbild? - Städtebau in Deutschland und Europa, Krämer 1998
  • Sieverts, Thomas: Zwischenstadt: zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Vieweg 1997
  • Wiegand, Jürgen: "Nutzungsmischung – ein Beitrag zur Erhöhung städtebaulicher Qualität" in: Nutzungsmischung – Dokumentation eines Fachkolloqiums am 13.10.92, TH Darmstadt
  • Wiegandt, C.-C.: "Die Stadt der kurzen Wege" in: db Nr.5 1995